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Presets – Fluch oder Segen?

Derjenige, der in regelmäßigen Abständen in der Social Media-Fotografie-Bubble unterwegs unterwegs ist, wird mit diesem Begriff durchaus etwas etwas anfangen können, schließlich gibt es kaum einen Fotografie-Influencer (wahlweise auch Reise- oder Beautyblogger), er seine Presets nicht kostenlos oder zu einem minimalen Preis zur Verfügung stellt. Alle anderen kläre ich an dieser Stelle kurz auf: ein Preset besteht aus Voreinstellungen, die man bei der Bearbeitung eines Bildes in einem professionellen Bildbearbeitungsprogramm nutzen kann, um sich ein wenig Arbeit zu sparen. Im Grunde also nichts anderes, als ein selbsterstellter Filter.

Sinn und Unsinn

Lange, ganz lange, habe ich mich gegen die Nutzung solcher Presets gewehrt. Es gibt so viele unterschiedliche Bilder, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie eine einzige Voreinstellung jedem Einzelnen davon gerecht werden sollte. Diese Meinung vertrete ich übrigens heute noch. In meiner Vorstellung aber, war es egal, ob ich einen Filter auf Instagram oder in Lightroom nutzte, so oder so würde ich kein Gefühl dafür bekommen, wie mein Bild am besten wirken würde. Und – eigentlich noch viel schlimmer:Ich hatte bisher keinen Filter gesehen, der das Bild wirklich verBESSERTE (oder bin ich die einzige, die die Filter auf Insta oder im eigenen Handy für eine Katastrophe hält?).

Was aber veranlasste mich dazu, meine offensichtliche Gegenwehr noch einmal genau auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen?

Ausschlaggebend war ein Fotoshooting, dass ich mit meiner lieben Freundin Kathi veranstaltete. Es war stark bewölkt an diesem Tag und auch wenn wir an unterschiedlichen Locations waren, konnte ich mit Sicherheit sagen, dass das Licht fast überall das gleiche war. Nach meiner Bildbearbeitung, die ich wie immer vornahm, war in der Gesamtübersicht des Bildbearbeitungsprogrammes nur noch ein bunter Fleckenteppich zu sehen. Wie seltsam, dachte ich, das Licht war doch überall gleich gewesen, wie konnte denn nun ein Bild etwas rötlicher sein und das nächste bläulicher?

Und so fing ich an, mein erstes Preset zu erstellen. Ich nahm eine Einstellung vor, die mir sehr gefiel und kopierte sie auf alle weiteren Bilder. Doch anders als gedacht, konnte ich nicht einfach Copy & Paste drücken. Nein, ganz im Gegenteil, denn ich musste mich wirklich ernsthaft damit auseinandersetzen, wie diese Einstellung auf eben jenes Bild passend gemacht werden konnte.

Nun hatte ich also endlich eine einheitliche Bilderreihe.

Im Nachhinein betrachtet, erschien mir das völlig logisch. Lass mich dir ein kleines Beispiel erzählen: vor kurzem sah ich auf Netflix die Serie „Words on Bathroom Walls“, die, nebenbei bemerkt, nicht unbedingt sehenswert ist. In einer Szene fragt eine Darstellerin den Hauptdarsteller, ob dieser denn wirklich NIE nach Rezept koche. Dieser wollte Koch werden und antwortete, dass ein Rezept nicht wisse, was das Gericht in diesem Moment wirklich bräuchte.

Welch hanebüchener Unsinn! Ich arbeite in einer Gastronomie und ich kann mit meiner Erfahrung behaupten, dass es absolut unmöglich sein dürfte, ein erfolgreiches Restaurant zu führen, ohne sich an Rezepte zu halten. Die Gäste erwarten doch eine gleich bleibende Qualität und ein Stammgast möchte mit Sicherheit, dass sein Lieblingsgericht genauso fantastisch schmeckt, wie beim letzten Mal.

Deshalb scheint mir gerade im gewerblichen Bereich, ein Preset für eine äußerst erfolgsversprechende Methode, um ein Qualitätsversprechen zu halten.

Nun gibt es bei dieser Sache ein folgenschweres Problem, denn wie soll ich mich jemals für eine Einstellung in der selben Bildreihe entscheiden? Um dir mein Dilemma ein bisschen näher zu veranschaulichen, habe ich meine Lieblingsbilder in den möglichen Presets bearbeitet.

Letzteres hatte ich erst erstellt, nachdem ich die gesamte Bildreihe mit dem Preset „Novemberlicht“ bearbeitet hatte. Mir schien das warme Licht irgendwie zu unpassend, wohl auch, weil ich es schon zu oft gesehen hatte, deshalb erstellte ich „Novemberlicht kühl“. Ich gebe zu, an dieser Stelle war meine Motivation zur Retusche von Augenringen etc. ein wenig gesunken. Um die arme Kathi dann nicht allzu krank aussehen zu lassen, entschied ich mich schlussendlich für die obere Reihe, wenngleich man mit ein bisschen Arbeit aus der kühleren Variante sicher auch noch einiges hätte rausholen können.

Wie zur Hölle soll man sich denn je für eine Variante entscheiden? Und verschenke ich dann nicht unheimlich Potential? Was soll ich sagen, Entscheidungen treffendster Aufgabe eines jeden Fotografen. Und ich will nicht leugnen, dass ein gewisses Potential bei Nutzung eines Presets mit Sicherheit verloren geht, aber ich bin dafür verantwortlich, dass sich dieser Verlust auf ein Minimum beschränkt.

An dieser Stelle würde mich interessieren, welche Bilderreihe du bevorzugst.

Fazit

Ein Preset kann Arbeit erleichtern, einen professionellen Look erzeugen und gleichbleibende Qualität sichern. Nachteil: man muss sich tatsächlich für einen Look entscheiden. Ich werde mit Sicherheit nicht ein einziges Preset für den Rest meines (Fotografen-) Lebens nutzen, für Bilder desselben Shootings erscheint es mir jedoch recht sinnvoll.

Jetzt bist Du dran! Was hältst Du von Presets/Voreinstellungen/Filtern? Let me know, in the comments below. Ich freue mich, von dir zu hören!

Liebe Grüße,

Deine Stephie

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Selbstporträts – und was wir von ihnen lernen können

Selbstporträt. Ein Wort, bei dem man zwangsläufig zwei Dinge im Kopf hat: (verrückte) Maler, die sich selbst mit abgeschnittenem Ohr noch auf Leinwand verewigen oder die Frage, ob das obligatorische Selfie eigentlich schon ein Selbstporträt ist. Meiner, wenig umfangreichen, Recherche zu diesem Thema auf Google ist zu entnehmen, dass es sich bei einem Selfie um ein Selbstbildnis handelt, welches meist mittels Digitalkamera auf Armeslänge von einem selbst aufgenommen wird. Insofern ist ein Selfie eine eigene Form des Selbstbildnisses. Eine Form, die ich in diesem Beitrag mal außer Acht lassen möchte.

Es liegt einfach in der Natur der Dinge: von dem Menschen hinter der Kamera gibt es häufig nicht so viele Bilder. Mal abgesehen davon, dass das furchtbar schade ist, bringt die Kunst des Selbstporträts einige positive Nebeneffekte mit sich. Und nachdem ich mich schon so oft fotografiert habe, ist es an der Zeit, meine Erkenntnisse zu teilen.

Testmodus

Es hat sich herausgestellt, dass Selbstporträts den ultimativen Testmodus inne haben, für all die Vorstellungen, Ideen und Dinge, die man unbedingt einmal ausprobieren möchte. Wenn man andere Leute fotografiert, möchte man nicht inkompetent wirken. All das auszutesten, was ich später mit anderen umsetzen möchte, gibt mir die Möglichkeit, gnadenlos die Flop-Ideen auszusortieren und die Top-Ideen weiterzuentwickeln. Es herrscht kein Zeitdruck und auch deutlich weniger Erwartungsdruck. Meine eigenen Erwartungen sind Maßstab genug. Ich kann ausprobieren, was ich will und wenn nichts dabei war, dann ist das halt so. Dann versuche ich etwas anderes, auch wenn es mehrere Stunden dauert.

Ich kann die Location und die Lichtsituation genau analysieren und verstehen, was gut aussieht und was nicht. Mit dem eigenen Äußeren ist man dann doch ein wenig kritischer, als mit dem Anderer. Sich so zu porträtieren, dass die Bilder den eigenen Ansprüchen und Vorstellungen genügen, ist außerordentlich herausfordernd und hilft dabei, zu verstehen, wie andere Menschen porträtiert werden möchten. Welche Pose sieht gut aus? Wie fühlt sie sich an? Wie kann ich das weiter geben, was ich gerade mache? Wo ist die Kamera aus Sicht des Models? Wo muss das Model hinsehen, damit ich das Gesicht auf genau die Art und Weise einfangen kann, wie ich es möchte?

Selbstporträts bieten unheimlich viel Lernpotential. So viel, dass ich in meinem Leben sicher noch viele tausende Bilder von mir machen werde.

Selbstinszenierung

Ein Mensch hat viele Facetten. Ich auch. Die darf man auf Bildern auch sehen. Und ich liebe die Vorstellung, später auf diese Bilder zurück zu blicken und sich zu denken: „Ja, genau so war ich damals!“

Diese Selbstinszenierung gibt einem unerwartete Möglichkeiten, weil ich mich genauso zeigen kann, wie ich möchte oder wie mich viele andere vielleicht noch gar nicht kennen.

Beispiel: ich bin absoluter Partyraucher und obwohl das irgendwie zu mir gehört, hat mich niemand in meiner Familie je mit einer Zigarette gesehen.

Ich bin lustig, verträumt, ziemlich schusselig und etwas (nein, sehr) verkopft. Aber ich kann auch ernst sein, wahrhaftig und vielleicht auch ein bisschen sexy.

Fakt ist, ein Fotoshooting ist etwas, das man nicht alle Tage macht. So ein Shooting kann wahnsinnig teuer sein und warum sollte man so viel Geld für sich ausgeben – einfach nur so, für sich, weil man es sich wert ist?

Vielen, sehr bekannten, Fotografen sagt man nach, ein außergewöhnliches Auge zu haben für Menschlichkeit, die Menschen zu lieben und dass sie sich ihnen auf eine Weise nähern können, wie viele andere es nicht tun. Ich gehe noch ein Stück weiter und behaupte, dass jeder, der eine Form der Humanfotografie betreibt, einen eigenen Blick auf diese hat. Daher hat es etwas sehr augenöffnendes an sich, sich selbst auf diese Art und Weise zu betrachten.

Es ist schön, sich diese Bilder als Erinnerung zu schaffen. Denn (und an dieser Stelle bin ich ganz ehrlich mit dir) obwohl ich mich im Großen und Ganzen für ziemlich cool halte und mit mir zufrieden bin, gibt es regelmäßig Tage, da finde ich mich zum kotzen. Einen Schritt zurück zu treten und sich selbst mit der gleichen Hingabe zu fotografieren, wie andere, hilft da ungemein.

Benötigtes Equipment

Neben einer Digitalkamera (ob eine Spiegelreflex, Spiegellose Kamera oder dein Smartphone), ist ein Selbstauslöser mit Funk-Fernbedienung sehr hilfreich und ein Stativ. Theoretisch kann man auf die letzteren beiden verzichten, aber das macht die Sache nur komplexer, als sie ohnehin schon ist. Besonders das Stativ schenkt einem ungeahnte Freiheiten. Für mein allererstes Selbstporträt brauchte ich eineinhalb Stunden, weil ich weder das einen noch das andere hatte:

Zehn Sekunden hatte ich jeweils Zeit bis die Kamera auslöste, so hatte ich es eingestellt. Die Kamera stand dabei auf dem Kachelofen und ich benötigte unheimlich viele Anläufe, bis ich überhaupt den richtigen Bildausschnitt hatte und da war an Posing noch gar nichts geschehen. Stativ und Funkauslöser hatten meine Arbeitsweise dahingehend revolutioniert und ich bereue diese Investition kein Stück. Zumal beide nicht sonderlich teuer sind. Der Selbstauslöser hatte mich keine 20 Tacken gekostet und wenn man nicht gerade bei Sturm fotografiert oder andere verrückte Anforderungen hat, gibt es ein gutes Stativ schon für unter 100 Euro.

Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Oder Erfahrung. Oder Übung. Ich bin gespannt, wie du das Thema siehst und freue mich auf Nachrichten oder Kommentare!

Liebe Grüße,

Deine Stephie

Mein erstes Aktshooting

Um mich ist es ja in letzter Zeit etwas ruhiger geworden. Dass ich nicht immer alles veröffentlichen darf, was ich so fotografiere, ist dabei nur ein Grund. Denn mit meinem Einstieg ins Berufsleben, steht mir nun deutlich weniger Zeit zur Verfügung als noch während des Lockdowns. Dafür hat ausgerechnet dieses Berufsleben den Kontakt für mein erstes Aktshooting geknüpft.

Lisa war schon länger auf der Suche nach einer Fotografin gewesen, für freizügigere bis erotischere Fotos. Natürlich hatte ich Lust auf diese kleine Herausforderung und konnte sodann vor Aufregung kaum mehr schlafen. Diese Aufregung rührte nicht etwa von der vielen nackten Haut her (es gibt absolut nichts, was man an den FKK-Stränden hier an der Ostsee nicht schon gesehen hat), sondern war vielmehr der Tatsache geschuldet, dass ich einfach hohe Erwartungen an mich hatte und wie immer auch Angst hatte, die Erwartungen meiner Kundin nicht zu erfüllen.

Wir sprachen im Vorfeld viel über den Bildlook und tauschten Ideen aus, was mir in der Vorbereitung sehr viel geholfen hat. Auch, dass wir uns auf meine Wohnung als Shooting-Set entschieden hatten, kam mir enorm entgegen und nahm mir doch auch einiges von meiner Sorge. Immerhin kenne ich meine Wohnung am besten. Ich weiß, um welche Uhrzeit, die Sonne wie steht, wann mit welchem Licht zu rechnen ist und kenne die kleinen Ecken, in meiner noch unfertigen, neuen Wohnung, die man toll bespielen kann.

Die Woche bis zu unserem Shooting verbrachte ich mit einem kleinen Equipment-Shopping (ein Reflektor und ein LED Dauerlicht) und stundenlangem Posen üben vor dem Spiegel. Es sollte mein erstes Shooting werden, für das wirklich klare Anweisung und Führung notwendig werden würde und ich wollte unter allen Umständen vorbereitet sein. Posen und Ideen in Petto zu haben war nicht nur eine gute Idee, sondern auch wahnsinnig wichtig, wie sich später herausstellen sollte.

Auch wenn ich nicht alles genau so umgesetzt hatte, wie geplant, hatte ich mit meiner Planung einen kleinen roten Faden, an dem ich mich orientieren konnte.

Mit den Bildern musste ich mich tatsächlich erst anfreunden. Wobei ich absolut nicht sagen kann, was mich genau gestört hat. Vielleicht war mein Anspruch „Vogue-Cover“ dann doch etwas hochgegriffen für das erste Mal. Lisa hingegen, ist überglücklich über diese Fotos und das ist doch die Hauptsache.

Insgesamt bin ich aber doch recht zufrieden. Besonders gefreut hatte mich, dass wir auch in Hinblick auf das Fotoshooting sehr klare Worte und Vorstellungen gefunden hatten. Mittlerweile weiß ich, dass das nicht selbstverständlich ist, wenngleich es für ein gelungenes Fotoshooting fast unabdingbar ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Meine Investition in den Reflektor war übrigens Gold wert! Auch, wenn ich ohne Assistenz natürlich entsprechende Verrenkungen und Turnereien veranstalten musste, um das Licht in die richtige Richtung zu lenken. Mit dem LED-Dauerlicht muss ich wohl noch eine Weile üben. Künstliche Beleuchtung ist immer eine heikle Angelegenheit. Es gibt gewisse Regeln. Aber wie so oft in der Fotografie, ist es nicht nur wichtig zu wissen, welche Regeln es gibt, sondern vor allen Dingen, wie man sie am besten bricht. Kunstlicht bleibt für mich vorerst also ein Buch mit sieben Siegeln. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Lass mich wissen, was du von den Fotos hältst. Könntest du dir vorstellen, auch mal ein Aktshooting zu machen?

Bis dahin, Alles Liebe

Deine Stephie

Sportfotografie, Part II

Wenn du schon länger dabei bist, dann weißt du bestimmt, dass ich mich, vor ziemlich genau einem Jahr, schon einmal an der Sportfotografie versucht habe. Und du weißt vielleicht auch, dass ich damals kolossal daran gescheitert bin. Den gesamten Artikel dazu findest du hier. Fürs Erste gebe ich dir aber eine kurze Zusammenfassung:

Damals…

hatte ich einen Beitrag zu Techniken der Sportfotografie gelesen und war von nun an der Meinung, mit meinem neu gewonnenen Wissen, mehr als atemberaubend fotografieren zu können. Ja… also, NEIN.

Ich hatte definitiv nicht die richtige Ausrüstung dafür (von meinem fotografischen Können ganz zu schweigen) und konnte im Prinzip froh sein, dass nicht alle Windsurfer mit ihren Segeln aussahen, wie bunte Punkte im Wasser oder farbiger Dreck auf meiner Linse.

Aber dieses Mal…

musste es besser werden. Ich hatte nämlich aufgerüstet und konnte mittlerweile ein Teleobjektiv von 70-300 mm Brennweite mein Eigen nennen. Als ich loszog war ich, motivationstechnisch, in einer ziemlich schlechten Verfassung. Nichts, was ich tat, gefiel, mir selbst schon gar nicht und überhaupt: meine Bilder hatten ihren Wow-Faktor verloren. Ich war in ein kreatives Loch gefallen und hatte eigentlich gar nicht vorgehabt, zu fotografieren, schleppte die Kamera aber aus Gewohnheit mit. Meine Laune war dementsprechend und wurde auch nicht besser, als ich sah, dass ganz Schwandorf und Umgebung wieder einmal beschlossen hatte, um den Steinberger See zu pilgern. Als gäb’s im gesamten Landkreis keine anderen Orte zum Spazierengehen.

Als ich da so lustlos am Ufer entlang trottete, erregte ein Katamaran meine Aufmerksamkeit. Die Jungs hatten gerade ein quietschrotes Spinnaker-Segel gesetzt und flogen nur so über das Wasser. Natürlich hatte ich erstmal nichts Besseres zu tun, als beeindruckt zu gaffen. Und als ich dann endlich soweit war und die Kamera aus den Untiefen meines Rucksacks gekramt hatte, waren die beiden schon auf und davon und hinter den Inseln verschwunden. Diese Chance war vertan.

Dafür war wieder mein Ehrgeiz geweckt, denn bisher hatte ich keine Gelegenheit gehabt, mich mit meinem neuen Objektiv in der Sportfotografie auszuprobieren. Die Wakeboard-Anlage schien mir für dieses Unterfangen allerdings deutlich besser geeignet zu sein. Schließlich ist der Platz begrenzt an so einer Anlage und vom Ufer aus super einzusehen.

Die Kameraeinstellung

An die Kameraeinstellung musste ich mich erst einmal herantasten. Durch die Hindernisse, Sprünge und vor allem durch die Wasserspritzer, schien mir die Anwendung der sogenannten „Mitzieher-Technik“, ziemlich komplex und auch etwas unpassend. Ich konzentrierte mich daher auf kurze Belichtungszeiten, um die Wassertropfen möglichst kunstvoll einzufrieren. Die zwei 5-jährigen rechts neben mir, die umso lauter jubelten, je höher das Wasser spritzte, bestätigten mich in der Annahme, dass ich das Richtige tat.

Meine Beobachtungen endeten mit einer Belichtungszeit von 1/640 Sekunde, einer Offenblende von f/5,6 und einem ISO-Wert von 100 (bei starkem Mittagslicht). Meine Brennweite lag fast kontinuierlich bei 300mm.

Aus irgendeinem unerfindlichen Grund, weigerte ich mich konsequent gegen einen höheren ISO-Wert, mit dem ich zweifelsohne kürzere Belichtungszeiten hätte erzielen, und damit die leichte Bewegungsunschärfe des Wassers hätte vermeiden können. Rückblickend hätte ich mich da durchaus mehr trauen dürfen, allein schon, um ein bisschen mehr die Grenzen auszutesten.

Ich muss aber zugeben, dass die Bewegungsunschärfe des Wassers auf der Kameravorschau kaum auszumachen war und ich mich zudem mit einer weiteren, ganz wesentlichen Herausforderung, konfrontiert sah:

Timing

Denn so einfach, wie ich mir Sportfotografie immer vorgestellt hatte, war es dann doch nicht. Ich musste erst einmal ein Gespür dafür bekommen, was für meine Fotos wichtig war. Wer traut sich was? Wo muss ich die Kamera draufhalten? Wann muss ich auslösen? Die richtigen Momente in diesem Szenario zu finden, ist eine Sache für sich. Und glaub mir, ich stand, mehr als einmal, kurz vor einem Wutanfall, weil weder ich noch die Kamera schnell genug waren.

Dass ich zu langsam war, kann man sich irgendwie denken. Schließlich habe ich auch nur zwei Augen und kann nicht in drei unterschiedliche Richtungen gleichzeitig gucken.

Die Kamera hingegen hatte schon mit mehreren Problemen zu kämpfen. Zum einen schien mir der Autofokus teilweise entsetzlich langsam . Zum anderen ist meine alte Nikon D3100 im Serienbildmodus, selbst bei sehr kurzen Belichtungszeiten von 1/4000 Sekunde, nicht im Stande, mehr als zwei Bilder pro Sekunde zu aufzunehmen. Zusammen mit der Tatsache, dass der Autofokus in etwa so schnell war, wie meine Mama beim Lesebrille aufsetzen, mündete dieses Unterfangen bei dem schnellen Sport, doch oft genug in absoluter Frustration.

Mit anderen Worten, ich habe die nächste Grenze meines Equipments erreicht. Geduld und ein gutes Händchen (das ich mir allerdings erst erarbeiten musste), waren hier der Schlüssel zum Ziel. Ich saß dort wirklich mehrere Stunden und musste erst ein Gespür für diese Sportart und auch für die einzelnen Sportler bekommen. Die beiden 5-jährigen rechts neben mir, die das Ganze sport-analytisch und höchst professionell kommentierten, waren mir dabei eine ziemlich große Hilfe. Ihre Kommentare waren wie ein, extra für mich bereitgestelltes, Frühwarnsystem:

„Boah Lukas, da kommt wieder die 9 – die macht bestimmt wieder irgendwas cooles!“ – „Oh ja, ob der wieder einen tollen Sprung macht?“ – eine perfekte Warnung, um mich mitsamt Kamera in Position zu bringen.

Ein kollektives „WOOOAH!“ hingegen war das Zeichen, dass ich irgendwas wichtiges verpasst hatte.

Sie hatten übrigens recht: die Nummer 9 war wirklich gut.

Also falls du dich demnächst auch mal in der Sportfotografie versuchen möchtest, halte nach begeisterten Kindern Ausschau. Sehr hilfreich und verdammt unterhaltsam noch dazu!

Im Großen und Ganzen..

bin ich ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis. Ja, da ist noch viel Luft nach oben. Aber wenn ich mir die Bilder von letztem Jahr ansehe, muss ich sagen, habe ich mich schon gewaltig verbessert! Bei meinem nächsten Versuch, werde ich andere Belichtungszeiten testen, um mehr mit der Bewegungsunschärfe spielen zu können. Über die daraus entstandenen Lernerfolge halte ich dich natürlich auf dem Laufenden. Bis es soweit ist, bist du herzlich eingeladen, dir auch die anderen Artikel meines Blogs anzusehen.

Alles Liebe,

deine Stephie

50 Shots of…

Nein, nicht „50 Shades of Grey“, sondern 50 Shots… of an Apple, wenn man so will. Und damit herzlich willkommen zu meinem neuen Blogartikel. Dieser hier ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen geht es in diesem Beitrag um eine fotografische Übung, zum anderen ist das mein erster Zweiteiler mit dem wunderbaren Felix Lachmann von heimatlicht-mv, der sich der gleichen Aufgabe gestellt hat.

Die Aufgabe

Im Grunde ziemlich einfach: suche dir ein simples Objekt, positioniere es irgendwo und fotografiere es aus 50 verschiedenen Perspektiven. Nicht berühren, nicht bewegen, nicht verändern, nur sich selbst und die Kamera – das sind die Regeln.

Der beste Beweis dafür, dass die simpelsten Dinge dann doch ganz schön herausfordernd sein können. Die Idee für diese Aufgabe, ist auch nicht einfach so über uns gekommen, sondern geht zurück auf den Fotografen Sean Dalton, der diese Übung für die Verbesserung der Bildkomposition empfiehlt. Sein Video dazu kannst du gerne hier ansehen.

Nach einiger Zeit in der Fotografie ist es zwangsläufig so, dass man irgendwann immer den „gleichen Stiefel fährt“. Alles sieht ähnlich aus, nichts scheint besonders zu sein und man meint, festzustecken. Diese Übung soll das Auge schulen und den Blick für neue Perspektiven öffnen, denn an einem gewissen Punkt ist man gezwungen, Neues zu testen.

Warum unbedingt ein kleines und simples Objekt? Je kleiner und simpler der Gegenstand desto schwieriger die Übung. 50 Perspektiven von einem Auto, sind schnell gemacht. Ein Gegenstand hingegen, den man mit einem Blick vermeintlich schnell erfasst hat, verlangt etwas mehr Geschick.

Objekt und Location

Ich gebe zu, dass bereits das Was? und Wo? mir heftiges Kopfzerbrechen bereitete. Wenn ich fotografiere, bin ich meistens draußen unterwegs und insziniere selten ein konkretes Objekt. Ein Grund mehr, auch mal anders zu arbeiten.

Da ich coronabedingt gerade zu Hause, bei meiner Familie, Unterschlupf gefunden habe und zudem der Meinung bin, dass es hier im Haus wirklich wenig fotogene Ecken gibt, habe ich mich ein wenig umgehört und mich für etwas Neues entschieden: ich bin zu einem Lost Place gefahren. Also zu einem verlassenem Ort. In den 2000er und 2010er Jahren wurden an solchen Orten oft Modestrecken geshootet. Mittlerweile – mehr als 10 Jahre später – ist das schon längst wieder out. An dieser Stelle war mir das aber ziemlich egal, ich bin ja schließlich kein Modefotograf und muss mich auch in keiner Branche beweisen.

Das Objekt sollte ja simpel, klein und einfach sein. Unser schönes Teleskop aus den 60ern, dass mein Bruder im ersten Lockdown mit viel Aufwand restauriert hatte, war damit schon einmal ausgeschlossen. Wenngleich es sicherlich ein äußerst spannendes Objekt gewesen wäre. Deshalb entschied ich mich stattdessen für einen dunkelroten, glänzenden Apfel. Er sollte perfekt sein, um äußerst deplatziert wirken zu können und den Kontrast zwischen menschengemacht-heruntergekommen und natürlich-schön besonders hervor zu heben. Weil ich diesen wunderschönen Apfel nicht einfach auf den Boden legen wollte, habe ich von zuhause noch einen Glastisch eingepackt und den Apfel darauf postiert.

Wie erging es mir dabei?

Zunächst hatte ich, wie fast immer, mit einer Offenblende gearbeitet, um eine schöne Schärfentiefe zu schaffen. Das Foto in der Galerie unten rechts, ist das erste Bild, das entstanden ist. Wie bescheuert eigentlich. Da hatte ich mir so viel Mühe gegeben, eine schöne Location rauszusuchen, und dann sieht man davon nichts auf den Fotos. Damit ich nicht umsonst durch die Gegend gefahren war und mich, noch dazu, mit dem Glastisch abgemüht hatte, beschloss ich schnell, die Blende etwas zu schließen und den Hintergrund deutlich mehr zu integrieren.

Das erforderte wiederum eine bewusste Bildgestaltung. Ich achtete sehr auf Symmetrie, arbeitete mit den vertikalen und horizontalen Linien der Fließen, der Tapeten oder des Tisches oder mit dem Graffiti an der Wand.

Alleine für die bewusste Bildgestaltung und die Arbeit mit der geschlossenen Blende, hatte sich diese Übung schon gelohnt!

Für die Tatsache, dass diese Übung das erste Mal war, dass ich auf diese Art und Weise gearbeitet hatte, bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Auch, wenn ich an einigen Stellen durchaus perfektionistischer hätte sein können. Sich mehr Zeit lassen, genauer sein oder mit Stativ arbeiten – all das hätte diese Bilder technisch noch verbessern können.

Ich bin ganz ehrlich

Ein paar der offensichtlichsten Motive habe ich nicht gemacht. Nicht, das ich es nicht vorgehabt hätte – den schweren Glastisch habe ich nicht durch die Gegend geschleppt, weil er so schön praktisch ist. Ich hatte durchaus vor, von oben oder unten durch das Glas, tolle Bilder zu knipsen. Eins kann ich dir sagen: diese Idee ist absolut geflopt. Ich ließ nichts unversucht, aber leider war nichts davon auch nur ansatzweise vorzeigbar. Deshalb löschte ich die Fotos noch in der Kamera und versuchte, die 50 Perspektiven anderweitig zu bekommen.

Fazit

Obwohl vieles nicht so lief, wie geplant, verbuche ich diese Übung durchaus als Erfolg. Ja, ich hatte zunächst Schwierigkeiten, Location und Objekt zu finden und ja, ich konnte nicht alle Bilder machen, die ich vorbereitet hatte. Dennoch wurde ich gezwungen, meine fotografische Komfortzone zu verlassen, neues zu probieren und hatte die Möglichkeit, genau das zu üben, was ohnehin auf meiner to-lern-Liste stand. Diese Übung werde ich mit Sicherheit wiederholen und wenn es nur sein sollte, um genauer zu arbeiten.

Hast du auch schonmal eine Fotografie-Übung gemacht, vielleicht sogar diese? Und was hast du dabei gelernt? Hinterlasse gerne einen Kommentar oder schreibe mir eine Nachricht über mein Kontaktformular.

Wenn du jetzt Interesse hast, von Felix‘ Erfahrungen und Lernerfolgen zu lesen, hier gelangst du zu seinem Fotografie-Blog.

Ansonsten hören wir bald wieder voneinander. Du kannst dich schon einmal auf einen neuen Artikel zur Sportfotografie freuen!

Bis dahin, alles Liebe

deine Stephie

Das habe ich in einem Jahr gelernt

Der Fotovogel hat Geburtstag. 1 Jahr ist er schon alt. Mal abgesehen davon, dass das auf jeden Fall ein denkwürdiger Moment ist – niemals hätte ich es für möglich gehalten, eine eigene Website für Fotografie auf die Beine zu stellen – würde ich diesen Tag gerne nutzen, um mal ein bisschen zurück zu blicken. Was habe ich in einem Jahr Fotografie gelernt?

So hat alles angefangen

Wenn du meine „Über mich“-Seite bereits kennst, wirst du wissen, das alles mit dem Meer angefangen hat. Vor einigen Jahren bin ich zum studieren an die deutsche Ostseeküste gezogen und hatte ständig das Gefühl, alles irgendwie festhalten zu müssen. Schnell entstand der Wunsch, richtig gute Bilder zu machen und in meiner Vorstellung, war das mit dem Handy absolut unmöglich. Mein zweitälterster Bruder machte mir zu meinem 21. Geburtstag ein tolles Geschenk: er überließ mir seine Spiegelreflex, die er selbst kaum benutzte – vorerst.

Euphorisch machte ich meine ersten Aufnahmen spätabends in meinem Zimmer, bei mehr als spärlicher Beleuchtung, nur um festzustellen, dass ich mit der Kamera absolut nicht umgehen konnte. Auch in den Wochen darauf schien mir die Benutzung der Kamera wie ein Buch mit sieben Siegeln. Wie konnte es sein, dass meine Bilder nicht unglaublich aussahen, jetzt, wo ich so eine tolle Kamera besaß? Meine anfängliche Freude schwand schnell und so lag die Spiegelreflex in den folgenden Monaten eher rum, als dass sie in Benutzung war.

Und dann kam Corona

Man kann über diesen Virus sagen, was man will. Fakt ist: ich war definitiv nicht die Einzige, die in der Zeit des ersten Lockdowns im März/April 2020 ein neues Hobby für sich entdeckte. Meine Mitbewohnerin wollte schöne Portraitfotos und mein Ehrgeiz war geweckt, ihr diese Fotos auch zu liefern. Es brauchte etwa zwei Stunden Erklärvideos auf YouTube und eine Fototour, bis ich die drei klassischen Lichtregeln und das Fotografieren im manuellen Modus begriffen hatte.

Und guess what: ich war begeistert! Zwei Stunden und ich konnte schon solche Ergebnisse erzielen?! Eigentlich konnte ich das fast nicht richtig glauben. Gepackt von dieser Erfahrung ließ mich die Fotografie nicht mehr los. Diese Bilder liebe ich übrigens bis heute.

Von Bildbearbeitung keine Ahnung, lud ich die Fotos dann recht umständlich von meiner Speicherkarte auf mein iPad, um sie in meiner Galerie-App zu bearbeiten. Ziemlich… stümperhaft also.

Die ersten Portrait-Fotoshoots mit Freunden folgten. Und ich war wieder und wieder von der Qualität meiner Bilder überrascht. Ich war zu einem Schwamm geworden, der alles aufsog, was er zum Thema Fotografie fand und bald schon fast untrennbar mit der Kamera verwachsen.

Die Geburt des Fotovogels

Alles, was ich lernte und umzusetzen versuchte, ließ mich oft tagelang nicht los. Mir rauchte der Kopf vor lauter Vorstellungen, Konzepten und Ideen und es bauten sich komplexe Gedankenwelten auf, in denen ich mich kaum mehr zurecht fand. Eine Art Notizbuch musste her. Aber, und an dieser Stelle bin ich ganz ehrlich: Stetigkeit, Geduld und Konsequenz sind nicht unbedingt Eigenschaften, die ich mit mir in Verbindung bringen würde. Ich hatte Angst, all das irgendwann fallen zu lassen, wenn die Qualität meiner Fotos stagnierten oder gar nachließen.

Allerdings, wenn man im Zeitalter von Social Media groß wird, lernt man eines mit Sicherheit: einen Blog zu führen, ist wie ein Haustier zu haben – man muss es ständig füttern.

So entstand der FOTOVOGEL. Ein Name war auch schnell gefunden. Wenn der eigene Nachname „Vogel“ ist, dann ist dieser auch ziemlich naheliegend. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Was habe ich nun gelernt?

TECHNIK IST NICHT ALLES. Zu Beginn meiner fotografischen Reise war ich überzeugt, dass ich nur eine richtig gute Kamera bräuchte und schon würden meine Bilder überragend werden. Kaum hatte ich eine, musste ich feststellen, dass meine Bilder immer noch schrecklich aussahen. Fotografieren ist ein echtes Handwerk. Wenn man es nicht beherrscht, hilft es auch nicht, sich sündhaft teures Equipment zuzulegen, dass man im Zweifelsfall nicht einmal richtig bedienen kann. Technik ist nicht essentiell für ein gutes Foto, sondern verschiebt lediglich die Grenzen des Möglichen.

MANUELLES FOTOGRAFIEREN. Es gibt nichts Besseres, als selbst Einfluss auf das Bild nehmen zu können. Die Kontrolle über das, was man sehen will, macht die Fotografie nicht nur spannend, sondern eröffnet einem so viel mehr Möglichkeiten, als es im Automatikmodus auch nur denkbar wäre.

SANFTES LICHT ALS SCHLÜSSEL. Damit gemeint ist, dass besonders weiches Licht zu Sonnenauf- und -untergang besonders geeignet ist. Nicht nur für Portraits, auch für Landschaftsaufnahmen. Es gibt einen Grund, warum sich so viele Fotografen für gute Fotos schon morgens um vier aus den Federn scheuchen.

MAN KANN MIT JEDER EINZELNEN FOTOGRAFIE-REGEL BRECHEN, wenn man weiß, was man tut. Auch bei hartem Licht können fantastische Portraits entstehen, wenn man weiß, wie man dieses Licht richtig nutzt. Regeln brechen ist spannend, vor allem, wenn es bewusst geschieht. Und um an dieser Stelle einmal Greg Williams zu zitieren:

„I as a photographer, I’m not that interested in technical perfection. I would fall rather a slightly blurry, slightly dark, slightly wrong photo that makes you feel a lot of emotions, than a clinical, precice, perfect one, that doesn’t.“

Greg Williams

FARBE UND SCHWARZ-WEISS. Farbe ist eine Zusatzinformation in jedem Bild. Jede zusätzliche Information muss von unserem Gehirn verarbeitet werden. Umso wichtiger ist es, dass diese zusätzliche Information auch einen Mehrwert bietet. Tut sie es nicht, weil beispielsweise das Farbprofil zu platt ist, macht es Sinn über Schwarz-Weiß nachzudenken. Das lohnt sich logischerweise nur, wenn es tatsächlich auch was zu sehen gibt, also für ein Bild, das auch ohne Farbe noch genügend Informationen enthält. Ein Sonnenuntergang in Schwarz-Weiß wäre also eher nicht so schlau.

BILDTIEFE ERZEUGEN. Ein Foto ist ein zweidimensionales Produkt und je mehr diese Zweidimensionalität zum tragen kommt, desto langweiliger und wenig ansprechend finden wir es. Wir müssen also die dritte Dimension wieder herstellen – zumindest optisch. Jedes Bild hat einen Vorder-, einen Mittel- und einen Hintergrund. Wege, Geländer, Treppen die ins „Bild hinein führen“, Nebel und Dunst in weiter Entfernung oder eine starke Schärfentiefe mit einer weit geöffneten Blende, betonen die Dreidimensionalität.

SELBSTPORTRAITS ZUM TESTEN. Diejenigen, die mich persönlich kennen, wissen wahrscheinlich, dass ich einfach kein Fan von Selfies bin. Was nicht bedeutet, dass ich keine Bilder von mir mag. Gut durchdachte Selbstportraits, die mutmaßen lassen, dass jemand anderes sie gemacht hat, sind durchaus mein Ding. Und es ist nicht nur einmal passiert, dass ich bestimmte Bildkonzepte erst einmal an mir selbst getestet habe, bevor ich andere Leute damit behelligen wollte. Ich habe dabei unheimlich viel gelernt und tue es bis heute.

DRAN BLEIBEN. Denn besser wird nur, wer übt.

Das kann ich noch lernen

SCHNELLER WERDEN. Der Blick durch den Sucher oder das eigene Auge kann äußerst frustrierend sein, wenn weder Finger noch Kamera entsprechend folgen können. Wie oft war ich schon kurz davor, die Flinte ins Korn zu werfen, weil ich DIESEN EINEN MOMENT nicht einfangen konnte. Weil ich zu langsam war oder noch schlimmer, weil die Kamera es war. Mein eher älteres Modell schafft einfach nicht diese Menge an Bildern pro Sekunde, wie die neuesten Kameras auf dem Markt. Solange ich mir kein neues Equipment leisten kann, muss ich vor allem an mir arbeiten. Schnell die Kamera zücken, schnell die nötigen Einstellungen vornehmen, schnell auslösen.

BEWUSSTER GESTALTEN. Bisher bin ich einfach viel meiner Intuition gefolgt. Habe das fotografiert, was mir vor die Linse kam, ein wenig ausprobiert und im Endeffekt die Version weiter bearbeitet, die mir von dieser Ausprobiererei am Besten gefallen hat. Daran ist grundsätzlich nichts schlechtes. Aber hinter dem bewussten Gestalten und dem bewussten Entscheiden steht ein enormer künstlerischer Prozess, der so viel mehr Potential bietet, als ein „Prozess“, der sich rein zufällig ergibt.

BLENDE SCHLIESSEN. In den allermeisten Fällen fotografiere ich mit einer Offenblende. So weit geöffnet, wie es für mein Objektiv möglich ist. Jetzt habe ich durchaus schon Bilder gemacht, da wäre eine geschlossene Blende durchaus von Vorteil gewesen. Professionelle Fotos erkennt man ja schließlich nicht nur an einer schönen Tiefenschärfe.

INTERAKTION MIT DEM MODEL. Ja, ich gebe es zu: in meiner, fast schon phobisch anmutenden, Angst vor gestellten Fotos neige ich dazu, einfach gar keine Anweisungen zu geben. Und überhaupt kaum mit dem Model zu interagieren. Bei dem Fotoshooting mit meinem ältesten Bruder und meiner Schwägerin wurde mir allerdings klar, dass die beiden sich durchaus mehr Interaktion gewünscht hätten. Sie waren sehr zufrieden mit den fertigen Bildern, fühlten sich währenddessen doch ein wenig verloren. Das muss nicht sein. Jeder, der mit mir arbeitet, soll sich wohl fühlen. Und im Endeffekt hätte ich mich durchaus trauen dürfen, mit meiner Kamera mehr als Gesprächspartner aufzutreten.

RETUSCHE. Es gibt genügend berühmte Modefotografen, die ihre Bilder nie retuschiert haben. Grundsätzlich finde ich diesen Ansatz durchaus erstrebenswert, möchte mir aber auch Möglichkeiten offenhalten und nicht gleich einen Wutanfall bekommen, wenn im Hintergrund eines sonst perfekten Fotos, ein blauer Müllsack zu sehen ist. Ist mir schon passsiert, kein Witz. Außerdem ist es eine Sache, etwas sein zu lassen, weil man es nicht kann. Es nicht zu tun, weil man sich ganz bewusst dagegen entschieden hat, eine ganz andere.

WAS WILL ICH WIRKLICH? Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich ein sehr großer Generalist bin. Meine Talente, sowie meine Interessen sind sehr… ich sag mal, breit gefächert. Das kann ein echter Vorteil sein, weil man sich schnell für alles mögliche begeistern kann und außerdem schnell lernt. Der Nachteil dieser Sache ist, dass ich leider auch schnell das Interesse verlieren kann, sollte es allzu speziell oder komplex werden. Selten kann ich mich wirklich festlegen, zu sehr droht die Gefahr, woanders eine Erfahrung zu verpassen. Ich möchte so viel lernen, so viel erleben, so viel sein – so viele Leben gibt es gar nicht. Aber sollte ich die Fotografie jemals professionell betreiben wollen, käme ich um diesen Schritt nicht herum. Ich müsste mich spezialisieren. Bevor es soweit ist, muss ich allerdings noch einiges lernen. Wie soll ich wissen, ob ich nicht vielleicht ein toller Sportfotograf wäre, wenn ich kaum die Möglichkeit bekomme, mich darin auszuprobieren?

Meine Reise ist noch lange nicht zu Ende

Sie fängt gerade erst an. Ich bin sehr, sehr dankbar für das gesamt letzte Jahr und auch, dass du ein Teil davon warst! Wir dürfen gespannt sein, wo diese Reise noch hinführt.

Welche Erkenntnisse hattest du im letzten Jahr oder seit du fotografierst? Lass es mich wissen und schreibe einen Kommentar oder eine Nachricht in meinem Kontaktformular.

Bis dahin, alles Liebe!

Deine Stephie

Den eigenen Fotografiestil finden

In Zeiten, in denen zweifellos jedes Smartphone eine gute Kamera besitzt und jeder zweite ständig seinen Kaffee fotografieren muss, werden wir von Bildern geflutet, in Massen, wie sie seit der Entstehung der Fotografie einzigartig sind. Als Hobbyfotografin frage ich mich natürlich, wo meine Fotos hier ihren Platz haben. Ich liebe meine Arbeiten, jede einzelne von ihnen. Aber warum sollte jemand anderes ausgerechnet meine Bilder mögen? Wenn dir die Frage an dieser Stelle vielleicht etwas trivial erscheint, stellen wir uns nur mal vor, wie viele (angehende) Berufsfotografen sich täglich damit auseinander setzen müssen. Der Markt ist so gesättigt mit guten Fotos von guten Fotograf*innen, dasss man sich zwangsläufig fragen muss, warum man denn gerade mir oder dir diese Aufmerksamkeit zukommen lassen sollte.

Dein Stil macht dich einzigartig!

Das haben wir bestimmt alle schon irgendwo mal gehört, wenn es ums fotografieren ging. Aber mal blöd gefragt: Kennst du deinen Bildstil? Ich kannte ihn auf jeden Fall nicht – nicht so richtig.

Als mein ältester Bruder mir zu Weihnachten eine Fotografie-Masterclass mit Annie Leibovitz schenkte, fiel es mir fast wie Schuppen von den Augen. Annie – eine der aktuell erfolgreichsten Fotograf*innen – zeigte während ihrer Kurse einige ihrer liebsten Werke. Und… sie gefallen mir einfach nicht.

Oh Gott, jetzt hat sie’s gesagt!

Versteh‘ mich bitte nicht falsch. Annie Leibovitz ist eine großartige Fotografin, die auch nicht ohne Grund so erfolgreich ist. Aber es gibt von ihren vielen tollen Arbeiten, einige Bilder, die mir einfach nicht gefallen. Ich finde sie nicht ansprechend, nicht atmosphärisch genug, mir ist das Farbprofil zu platt, oder ich hätte die Person einfach anders inszeniert. Wie aber bereits erwähnt, sind diese Bilder ihre Lieblinge. Die Fotos, die sie unter all ihren Werken am Besten findet. Ich will ganz ehrlich mit dir sein, würde ich einige dieser Bilder in meiner Kamera entdecken, würde ich sie gnadenlos löschen, weil ich einfach nicht das sehe, was Annie in ihnen sieht – es ist einfach nicht mein Stil.

Und da kommen wir auch schon zu einem ganz wichtigen Punkt:

Unser Bildstil ist gekoppelt mit unserem eigenen Sinn für Ästhetik!

Eigentlich logisch, oder? Etwas, dass wir nicht schön oder optisch ansprechend fänden, würden wir ja nicht fotografieren. Und wenn doch, würden wir es ziemlich schnell aussortieren.

Wie kommt es dann, dass wir nicht alle die gleichen Bilder machen?

Es gibt so viele tolle Fotos und wie oft dachte ich mir: „Wenn ich die gleiche Gelegenheit gehabt hätte, hätte ich dieses Bild auch gemacht. Auch genau dort gestanden, auch genau in dieser Sekunde auf den Auslöser gedrückt und das Bild ganz genauso…“

Du merkst schon worauf ich hinaus will, oder? Ich habe es lange nicht so richtig glauben wollen, aber mehrere Erfahrungen der letzten Wochen ließen mich zu dem Schluss kommen, dass es eigentlich unmöglich sein dürfte, ein Foto ganz genau zu replizieren – egal, ob nun durch Zufall oder aus voller Absicht. Deshalb möchte ich diese Erfahrungen gerne mit dir teilen.

  • Die Masterclass mit Annie Liebovitz war eigentlich nur der Anfang. Sie zeigte mir vor allen Dingen, wir unterschiedlich man an Situationen herangehen kann. Wie unterschiedlich unsere Sichtweisen sind, unser Sinn für Ästhetik und wie unterschiedlich die Geschichten sein können, die wir mit unseren Bildern erzählen wollen. In einer weiteren Masterclass mit National Geographic Fotograf Jimmy Chin wurde mir bewusst, dass selbst bei der Bildauswahl die Meinungen schon sehr auseinander driften können. Er zeigte gerade, wie er Bilder, die er zuvor bei einem Fotoshoot gemacht hatte, für einen Artikel auswählt und bearbeitet. Aber die Fotos, die ich von allen am besten fand, waren ihm viel zu „overdramatic“ und so entschied er sich für ein anderes aus der Bildserie. Erst war ich verunsichert. Lag ich falsch? Hatte ich tatsächlich die schlechtere Wahl getroffen? Aber nein, die Bilder aus dieser Serie waren alle gut. Niemand kann im Angesicht von Ästhetik von Richtig oder Falsch sprechen. Du findest ein Bild schön? Dann ist das so!
  • Vor zwei Wochen dann, fiel der erste Schnee in Stralsund. Also der erste Schnee, der tatsächlich liegen blieb. Ich war frühmorgens vom Winterdienst geweckt worden und deshalb noch vor Sonnenaufgang mit meiner Kamera unterwegs. Die noch nicht aufgegangene Sonne tauchte alles in ein zartrosa Licht. Wie so oft um diese Tageszeit, traf ich unheimlich viele gleichgesinnte Fotograf*innen und habe tatsächlich auch einige Bilder hinterher im Netz entdeckt. Dabei ist mir besonders ein Bild ins Auge gestochen. Es muss etwa zur gleichen Zeit entstanden sein, wie meins – die Fotografin stand nur wenige Meter entfernt von mir. Und obwohl wir das gleiche Motiv fotografiert hatten, sah ihr Bild vollkommen anders aus. Meine Version siehst du im Titelbild, oder hier in der kleinen Galerie, ganz links. Wir entschieden uns unabhängig voneinander für unseren Standort, für den Blickwinkel, für den richtigen Zeitpunkt zum Auslösen, für das beste Bild aus einer Bildserie und für unsere eigene Art, ein Bild zu bearbeiten. Nur dem Sinn für Schönheit und Ästhetik folgend.
  • Auch möchte ich dir von meinem allerersten Paarshooting erzählen – mit meinem ältesten Bruder und meiner Schwägerin. Es war Silvester und ziemlich kalt draußen. Wie so oft, wenn ich etwas noch nie gemacht habe, fing ich erst einmal an zu recherchieren und mir ein bisschen Inspiration zu suchen. Als mein Bruder und ich so das Internet durchforsteten, waren wir recht schnell enttäuscht, weil uns nichts davon wirklich beeindruckte. Ich weiß nicht, ob du jemals nach Paarfotos gegoogelt hast, aber ein Großteil davon sieht tatsächlich ziemlich ähnlich aus: in den Armen liegend, anhimmelnd, knutschend oder Huckepack durch’s Blumenfeld laufend. Die Bilder sind technisch unheimlich gut gemacht, aber sie sprechen mich trotzdem nicht an. Mir persönlich fehlt der Kontext. Diese Art von Bildern, die aus einer Situation heraus entstehen und nicht von vorne bis hinten konstruiert sind. Besonders in der Streetfotografie oder im Bildjournalismus zu finden. (Falls du ohnehin grad am Paarbilder googeln warst, kannst du zum Vergleich vielleicht einmal nach Bildern von den Royals suchen. Und ja, es gibt meiner Meinung nach unheimlich tolle Paparazzifotos: Lady Diana oder Herzogin Kate mit ihren Kids oder ihren Ehemännern zum Beispiel). Wenn ich das jetzt mal mit meinen Arbeiten von diesem Shooting mit meinem Bruder vergleiche, kann ich immer noch große Unterschiede erkennen. Obwohl mir dieser Paparazzi-Bildstil sehr gefällt, entspricht er also nicht unbedingt meinen tatsächlichen Werken. Grundsätzlich kann das viele Gründe haben. Hier, in diesem Beispiel bin ich einfach noch nicht soweit, um das so umzusetzen, wie ich das gerne hätte.

Was ich damit sagen möchte: der Fotografiestil ist eine Mischung aus deinem eigenen Sinn für Ästhetik und dem, was für uns persönlich umsetzbar ist.

Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass der eigene Bildstil nicht statisch ist. Wir entwickeln uns ständig weiter, genauso wie unser Geschmack und unsere Fähigkeiten. Wir lernen dazu. Wir probieren aus, fallen hin, stehen wieder auf und versuchen es anders.

Es gilt also, sich immer wieder mit dieser Thematik auseinander zu setzen.

FRAGEN, DIE DABEI HELFEN:

  1. Was gefällt mir? Und fast noch viel wichtiger: Was gefällt mir nicht? Nur, weil wir ein Foto ansprechend finden, heißt das nicht, dass wir auch so ein Bild machen würden, hätten wir die Gelegenheit dazu. Deshalb kann es aufschlussreicher sein, sich mit dem auseinander zu setzen, was man auf keinen Fall in der eigenen Kamera finden will. Je konkreter desto besser. Beispiel: ich mag klare Farben, tiefes Schwarz aber Bilder, die zu konstruiert aussehen, sind einfach nicht mein Ding (von mir wird’s bestimmt kein wir-laufen-Huckepack-durchs-Blumenfeld-Foto geben).
  2. Gibt es sich wiederholende Muster, Farben in meinen Bildern? Es hat eine Weile gedauert und eine Menge Bilder gebraucht, bis ich da überhaupt einen Zusammenhang gesehen habe. Aber tatsächlich finden sich meinen Bildern oft warme Farben und ein leicht violetter Farbstich wieder. Ich arbeite häufig mit Geländern, Wegen und Treppen, die ins Bild hinein führen und ich liebe es, die Schönheit von ganz gewöhnlichen Dingen festzuhalten. Manchmal fällt einem aber auch erst etwas auf, wenn man darauf angesprochen wird. Mein zweitältester Bruder rief mich neulich an: „Hey Stephie, weißt du, was mir aufgefallen ist? Bei deinen schönsten Bildern, also die, die mir persönlich am besten gefallen, gibt es immer etwas zu lesen – da ist immer ein Wort versteckt, manchmal ganz klein, manchmal ganz auffällig… ich glaub das ist dein Ding!“
  3. Kann ich den Stil von anderen Fotograf*innen erkennen? Und wie grenzt sich dieser von meinen Bildern ab? Wertfreies Vergleichen hilft hier viel. Und ich schreibe ganz bewusst „wertfrei“, weil es nicht darum geht, seine eigenen Arbeiten oder die, der anderen nieder zu machen. Es geht auch nicht darum, etwas abzukupfern oder auf Biegen und Brechen etwas genauso umsetzen zu wollen, weil das bei Fotograf XY so toll aussah. Sondern es geht darum, nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten zu suchen. Immer mit dem Wissen, dass man das eigene Foto nicht einfach mal so gemacht hat, sondern weil man etwas darin gesehen hat. Etwas schönes, etwas besonderes. Was sehen andere Fotograf*innen, was ich nicht sehe und was sehe ich, was andere nicht sehen?
  4. Bin ich mir bewusst, was ich tue? Ich stelle diese Frage, weil ich möchte, dass unsere Bilder ganz konkret von versehentlich schlechten Exemplaren abgegrenzt werden. Hast du gewusst, dass das Titelbild dieses Artikels hier, auf Instagram ziemlich gefloppt ist? Ich habe unheimlich viel Reichweite und Likes einbußen müssen und sogar meinen ersten negativen Kommentar dazu erhalten. Die Kritik daran war, dass das Bild beliebig aussieht, der Aufbau und die Komposition nicht stimmt. Tatsächlich kann ich das sogar nachvollziehen. Mir ist durchaus bewusst, dass das Bild weder im goldenen Schnitt gestaltet ist, noch dass es überhaupt ein Hauptmotiv gibt, dass die Aufmerksamkeit auf sich zieht und überhaupt: die dunklen und hellen Stellen am unteren Bildrand halten sich nicht die Waage. Aber soll ich dir was sagen? Mir gefällt es trotzdem und ich habe mich immer, und immer, und immer wieder ganz bewusst FÜR dieses Foto entschieden. Man kann mit jeder einzelnen Fotografie-Regel brechen, solange man es mit Absicht tut. Aber man sollte nicht irgendwas machen und versehentlich verwackelte Bilder als einen Stil bezeichnen.
  5. Was würde ich gerne fotografieren und was fotografiere ich tatsächlich? Diese Frage ist hilfreich, wenn es darum geht, wohin sich der eigene Bildstil noch entwickeln kann. Die Fotografie ist eine Kunstform und Kunst lässt sich bekanntlich schwer messen. Ich kann mir vorstellen, dass genau diese Tatsache dazu führt, dass man sich generell selten die Frage stellt, wo man eigentlich hin möchte und warum man nicht schon dort ist. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass diese Frage maßgeblich ist, bei der persönlichen Weiterentwicklung und auch beim definieren des eigenen Bildstils. Vielleicht haben meine Bilder schon Züge dessen, was ich eigentlich anstrebe.

All diese Fragen können helfen, den eigenen Fotografiestil zu definieren. Es kostet ein wenig Zeit und wirklich tiefgehende Beschäftigung mit diesem Thema. Vielleicht, weil man bei anderen oft schneller einen roten Faden entdeckt, als bei sich selbst.

Letztenendes geht es darum, bewusst zu fotografieren, seine Werke zu lieben, nicht irgendwo abzukupfern, sondern das zu nehmen, was einem gefällt und es auf seine Weise zu interpretieren und umzusetzen. Es ist in Ordnung, wenn andere Leute meine Bilder nicht mögen, genauso wie es in Ordnung ist, wenn ich ein paar Bilder nicht mag – selbst, wenn die erfolgreichste Fotografin der Welt sie gemacht hat. Wir können nicht alle das Gleiche schön finden und das ist auch gut so. Die Welt braucht unterschiedliche Sichtweisen und Vielfalt, nur das macht das Leben und auch die Fotografie interessant.

Wie geht es dir mit diesem Thema? Kennst du deinen Fotografie-Stil? Lass es mich wissen – unten in den Kommentaren oder über mein Kontaktformular.

Ich freue mich auf deine Nachrichten!

Alles Liebe, deine Stephie

Tipps und Tricks – Portraitfotografie

Wie irrsinnig habe ich mich gefreut, als ich neulich angeschrieben worden bin, ob ich nicht noch einmal ausführlicher über Portraitfotografie schreiben könnte. Was für ein Vergnügen!

Ja, ich habe bereits einen Beitrag zum Thema ehrliche Portraits gemacht, aber wir wollen uns hier, neben dem Gefühl, welches unsere Bilder vermitteln sollen, mal mit ein paar technischen Kniffen auseinander setzen. Auf was muss ich achten? Welche Kameraeinstellungen, welches Licht, welcher Winkel ist hilfreich? Wie arbeite ich mit einem Model zusammen? Wie kann ich so ein Shooting gestalten?

Fragen über Fragen! Darum lass‘ uns lieber gleich anfangen, bevor ich mich wieder in meinem wortreichen Geschwafel verliere.

Welches Setting wähle ich?

Bevor wir uns mit dem WO? und dem KAMERA-SETTING beschäftigen, würde ich mich kurz gerne dem WANN? widmen. Das ist nämlich maßgeblich, wenn es um die richtige Lichtsituation geht.

Das Licht

Da ich bisher nur Erfahrungen mit Natural-Light-Shootings gemacht habe, kann ich dir im Moment wenig über die Situation im Studio sagen. Vielleicht ist das ein Thema, dass ich bei Gelegenheit mal in Angriff nehmen kann.

Ich versuche so gut es geht, immer eine sanfte Lichtsituation zu wählen. Sanft deshalb, weil es besonders gleichmäßig das Gesicht beleuchtet. Dazu zählt bewölktes Wetter und die Stunden um Sonnenauf- und -untergang. Dieses Licht ist gerade für die Portraitfotografie unheimlich vorteilhaft, zaubert weiche Schatten und einen ebenmäßigen Teint.

Besonders hartes Licht um die Mittagszeit bzw. im Sommer dementsprechend länger, ist etwas schwieriger zu händeln. Damit du eine Vorstellung von hartem Licht und Schatten bekommst: hier ein kleines Negativ-Beispiel, dass ich in der Nachbearbeitung unheimlich aufwendig korrigieren musste.

Eines meiner ersten Portraits – ein tolles Foto! Aber selbst mit aufwendiger Nachbearbeitung ist die harte Schattenkante noch zu sehen.

Manchmal ist man zeitlich etwas gebunden. Da kann man nicht einfach mit dem Finger schnippen und die Sonne ist gerade am untergehen. Wenn dem so ist, bietet es sich an, sich in eine große Schattenfläche zurück zu ziehen, da brennt die Sonne nicht so runter.

Der Ort

Hier sollte man sich tatsächlich kurz überlegen, was man mit dem Foto aussagen möchte. Soll es ein Bild für eine Business-Website werden? Je nach Business würde ich das dann zum Beispiel nicht am Strand machen. Überlege, welche Stimmung das Bild transportieren soll und suche den Ort danach aus. Jeder Ort hat einen ganz besonderen Vibe. Der Strand oder ein Feld sind beispielsweise nicht mit dem Urban-Feeling einer (Groß-)Stadt zu vergleichen. Wähle am besten einen Ort, an dem du und vor allem dein Model sich wohl fühlen.

Wenn du den Ort kennst, spiele mit den Farben. Sorge dafür, dass sich dein Model gut vom Umfeld abhebt. Farbe lenkt Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit lenkt den Blick. An dieser Stelle kann man gut mit Kontrasten spielen z.B. ein leuchtend gelber Regenmantel vor einem unaufgeregten Hintergrund oder ein grauer Pullover vor einer roten Backsteinwand. Die Unterschiede müssen nicht immens sein, aber bewusstes Hinsehen und vor allem bewusstes Entscheiden hilft bei der Bildgestaltung.

Mein beigefarbener Mantel hebt sich sehr schön von dem Blau des Meeres und des Himmels ab, ohne zu dominant zu sein. Das Bild wirkt so recht ausgeglichen.
Das Kamera-Setting

Ich verrate hier die Kamera-Einstellungen, die mir schon so manche schönen Überraschungen bescherrt haben.

  • Offenblende: Eine weit geöffnete Blende zaubert ein wunderschönes Bokeh, stellt des Motiv gut frei und lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Model.
  • Kurze Belichtungszeit: Bewegungsunschärfe ist ein Stilmittel, dass wirklich Wundervoll wirken kann. Für Portraits ist es allerdings eher nicht geeignet. Ganz im Gegenteil – Es sieht so toll aus, wenn man z.B. sieht, wie die Haare im Wind fliegen. Wir wollen also das Bild „einfrieren“, dafür macht sich eine kurze Belichtungszeit unheimlich gut.
  • Serienbildmodus: Diese Einstellung hat mir schon so oft den Hintern gerettet! Es ist einfach zu frustrierend, wenn du durch den Sucher einen tollen Moment siehst und du nicht im richtigen Moment ausgelöst hast. Die Wahrscheinlichkeit, dass dir genau das mit dem Serienbildmodus passiert, ist zwar nicht ausgeschlossen, aber immerhin erheblich kleiner.
  • Brennweite: An dieser Stelle sollte ich eimal kurz erwähnen, dass unterschiedliche Brennweiten, dass Gesicht unterschiedlich vorteilhaft aussehen lassen, da kurze Brennweiten das Gesicht um den Fokuspunkt etwas stauchen. Wähle im Zweifelsfall lieber eine etwas längere Brennweite. 50mm – so, wie wir es mit dem menschlichen Auge wahrnehmen ist ein guter Anhaltspunkt. Von dort aus kann man sich mit der Brennweite nach oben oder unten orientieren. Viele Portraitfotografen wählen auch gerne Brennweiten um die 85mm.
  • Objektivwahl: Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man bereits mit einem Standart-Objektiv von 18mm-55mm ganz hervorragende Portraits machen kann. Ich selbst besitze aktuell auch nur zwei Objektive und beide sind wunderbar für dieses Unterfangen geeignet. Was sich allerdings noch einen ticken besser macht – und was ich mir perspektivisch auch mal zulegen möchte – ist eine Festbrennweite. Damit kann man nicht zoomen, aber das Objektiv ist optimal auf diese Brennweite ausgelegt und kann dementsprechend die Grenzen des Möglichen verschieben.

Das Fotoshooting

Nachdem wir das ganze Drumherum gerade besprochen haben, können wir uns nun dem eigentlichen Ereignis zuwenden: dem Fotoshooting. Wie arbeitet man mit einem Model?

Wichtig ist, dass ihr euch beide wohlfühlt: du und das Model. Unsicherheiten wird man sehen. Trau dich, klare Anweisungen zu geben um genau deine Vorstellungen zu realisieren. Trau dich, Natürlichkeit einzufangen oder eine Situation komplett zu kreiren. Trau dich, deine Fotos als Kunst zu deklarieren. Trau dich, auch mal miese Fotos zu machen. Ach was erzähl‘ ich da? „Mal miese Fotos“? Stell dich darauf ein, das ein Großteil deiner Bilder nicht der Hammer sein werden.

Das liegt nicht daran, dass du es einfach nicht drauf hast. Nein, das ist normal. Selbst Berufsfotografen präsentieren oft nur 1% aller Bilder, die sie machen. Aber das sind dann die besten. Die Fotos, die die Arbeit wert sind. Die Fotos, die dich vom Hocker hauen! Wenn du dir unsicher bist, ob das auch alles stimmt, was ich da erzähle, habe ich hier eine Buchempfehlung für dich:

„Eins reicht“ von Sebastian H. Schroeder – erschienen im dpunkt.verlag

Schroeder zeigt auf, warum es besser ist, sich auf die wenigen, wirklich guten Fotos zu konzentrieren, statt durch die Flut an Fotos zu irren und weder Anfang noch Ende zu kennen.

Shooting-Tipps kurz und knackig
  • Achte auf die Kinnlinie: es gibt von jedem Menschen mindestens ein Foto, auf dem er mit einem Doppelkinn zu sehen ist. Und lass mich eins sagen: es steht niemandem gut. Das hat erstmal nichts mit dem Körperfettanteil zu tun, sondern vor allem mit Haltung und dem falschen Moment. Achte also darauf, dass sich das Gesicht optisch ganz eindeutig von der Halspartie abheben lässt. Du kannst Anweisungen geben und ganz gezielt darauf hinweisen oder – wenn dein Model damit einverstanden ist – die Person nach deinen Wünschen positionieren. Wenn es partout nicht klappen mag, hilft es oft, bei einem Gespräch nebenbei zu knipsen. Bei einer angeregten Unherhaltung entstehen meist die natürlichsten Fotos.
  • Der richtige Winkel: Meistens denken wir an „frontal, auf Augenhöhe“, wenn wir an Portraits denken. Aber auch andere Perspektiven können spannend sein. Leicht von unten fotografiert, gibt zum Beispiel das Gefühl von Erhabenheit. Hier ist die Kinnlinie besonders wichtig! Von etwas weiter oben fotografiert vermittelt das Bild eher etwas freundliches, süßes. Profil und Halbprofil geben dem Fotografen eine Art Beobachterposition. Probiere dich aus und überlege, was dir am besten gefällt. Achte aber auch auf störende Dinge im Hintergrund. Ich habe schon so oft wundervolle Portraits fotografiert und erst im Nachhinein die grelle, blaue Mülltüte eines Mülleimers im Hintergrund entdeckt. Checke solche Dinge am besten vorher ab.
  • Der Blick in die Kamera: Ich habe es bereits in meinem anderen Artikel erwähnt, dass ich von dem Blick in die Kamera nur dann überzeugt bin, wenn ich mehr als müdes Kameralächeln sehe. Warum? Wenn wir einen Film, eine Serie oder ein Theaterstück sehen, dann interagieren die Schauspieler nicht mit der Kamera. Der Zuschauer bleibt stiller Beobachter. Tut er es doch, so wird im Schauspiel davon gesprochen „die 4. Wand zu durchbrechen“. Plötzlich erwartet der Betrachter eine Art Interaktion. Wenn diese Interaktion nicht stattfindet, weil nur halbherziges Kamera-Lächeln zu sehen ist, spüre ich zumindest eine Art Enttäuschung. Bei einem Blick in die Kamera möchte ich also eine kommunikative Mimik. Ein verschmitzes Lächeln, überbreites Grinsen, ein Augenzwinkern oder ein Blick, der tiefe Gedanken verrät.
  • Entspannt euch: Stress und Anspannung sind ein absoluter Garant für schlechte Bilder. Nehmt euch die Zeit. Mach dich frei von allzu konkreten Erwartungen und Vorstellungen, denn die wirst du kaum erfüllen können. Du verlierst dadurch die Spontanität und deine Kreativität, wenn du dich allzu sehr festfährst.

Wow, ich fürchte, das war ganz schön viel Input. Gib‘ mir doch Bescheid, wie dir der Artikel gefallen hat, gerne mit einem Daumen hoch oder einem Kommentar. Du erreichst mich auch über das Kontaktformular oder auf Instagram unter @derfotovogel. Ich freue mich drauf!

Bis dahin, alles Liebe!

Deine Stephie

Wie weit gehst Du für ein Foto?

Es war dunkel. Stockdunkel, die Sonne war bereits vor einer Stunde untergegangen. Ich sah nur die zwei Meter vor mir, die die Taschenlampe meines Handys beleuchten konnte. Um mich herum war sonst nur tiefes schwarz. Blätter raschelten und irgendwo weit entfernt hörte ich die Brandung. Es fing an zu regnen.

Seit knapp zwei Stunden irrte ich alleine im Wald umher.

„Richtung Süden“, befahl mir mein Handy. Ich hatte keine Ahnung wo Süden war und lief stattdessen den plattgetretenen Waldweg entlang. Ich hätte vorhin umdrehen können, aber das hatte ich nicht. Und so tapste ich jetzt mutterseelenallein durch den finsteren Wald. Die beleuchteten zwei Meter vor mir, das war alles worauf ich mich konzentrierte. Ich sah nicht nach links oder rechts – zu groß war die Angst, was dort vielleicht lauern könnte, in den tanzenden Schatten der Finsternis.

Was hatte ich mir nur dabei gedacht, mich in so eine Situation zu bringen?

„Ich denke“, teilte ich den Dutzend Augenpaaren mit, die mich wahrscheinlich heimlich beobachteten, „ich habe den Punkt verpasst, an dem ich hätte umkehren sollen.“

So sehr hatte ich dieses Foto gewollt

Dieses bescheuerte Foto. Den Leuchtturm hatte ich fotografieren wollen am Weststrand auf dem Darß. Ich hielt es für das perfekte Herbstmotiv und für ein schönes Ausflugsziel an einem Sonntagnachmittag.

„Es konnte ja keiner ahnen, dass ich mich derart verzetteln würde mit der Zeit.“, erzählte ich, in der Hoffnung, dass mich meine eigene Stimme auf andere Gedanken brachte. „Auf der Karte sah der Weg so kurz aus und ich hatte ständig das Gefühl, bereits die Hälfte geschafft zu haben. Egal in welche Richtung ich gelaufen wäre, es hätte keinen Unterschied gemacht – dachte ich.“ Auch das letzte Wildschwein in diesem Wald sollte wissen, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Und damit es auf keinen Fall auf die Idee kam, mir zu nahe zu kommen, rief ich noch etwas lauter: „So war das alles gar nicht geplant!“

Als mein erstes echtes Unbehagen eingesetzt hatte, war ich bereits so weit gekommen. Und ich musste doch zum Leuchtturm! Ich konnte nicht soweit gelaufen sein, um unverrichteter Dinge wieder abzuziehen.

Aber das Laufen im tiefen Sand war anstrengend gewesen und hatte mich ungemein ausgebremst. Als ich den Leuchtturm erreicht hatte, war es bereits dunkel. Sein Strahlen hatte mir das letzte Restlicht gegeben. Ohne Stativ allerdings waren meine Bilder entweder zu dunkel oder verwackelt.

Alles war umsonst

Ich hatte keine Fotos, ich war alleine bei Nacht mitten im Naturschutzgebiet und ich hatte keine Ahnung wo ich war. Schöne Scheiße.

„Warum konnte ich von dieser Idee nicht ablassen?“, fragte ich die Eule auf dem Weg zurück durch den Wald. Ich war mir sicher, gerade eben eine Eule gehört zu haben. Eine Antwort wusste die leider auch nicht.

Ist es nicht so…

… dass ich mir so sehr wünsche, eine gute Fotografin zu sein, dass ich so eine Situation in Kauf nehme? Eins ist klar, hätte ich das vorher gewusst, wäre ich nicht so weit gegangen. Aber die Aussicht auf ein gutes Foto war so verlockend, dass ich es nicht fertig brachte, umzudrehen.

Ich weiß immer noch nicht, wie ich zu dieser Aktion stehen soll. Ich weiß aber auch immer noch nicht, was alles wirklich hätte passieren können – nachts, allein, im Wald. Grundsätzlich würde ich mich nicht mit Leuten vergleichen, die ungesichert auf Funkmasten, Hochhäuser oder Türme klettern, um möglichst viele Insta-Likes zu ergattern, der Lebensgefahr zum trotz.

Aber dort zu sein und so lange alleine durch die Finsternis zu laufen, war einfach ein Stück zu weit außerhalb meiner Komfortzone.

Was heißt das jetzt?

Ich hätte einfach mehr auf mein Bauchgefühl hören sollen, anstatt zwei Stunden voller Angst durch die menschenleere „Wildnis“ zu irren. Es ist prinzipiell nichts schlechtes daran, seine Komfortzone zu verlassen. Im Zweifel sollte es allerdings besser sein, auf ein Foto zu verzichten. Es ist nur ein Foto und nichts spricht dagegen, den Ort an einem anderen Tag zu einer anderen Uhrzeit noch einmal aufzusuchen.

Neue Regel für mich: Bringe niemanden in Gefahr. Weder dich als Fotografin noch andere als Models.

Wie weit gehst Du für ein Foto? Vielleicht hast du ja schon mal eine ähnliche Erfahrung gemacht. Ich würde mich freuen davon zu hören! Schreib es gerne in die Kommentare oder eine persönliche Nachricht über mein Kontaktformular.

Bis dahin

deine Stephie

Schwarz-Weiß Bilder

Schwarz-Weiß Bilder sind für mich die Art von Bildern, die ich mir ansehe und denke „Wahnsinn, so eine tolle Stimmung, so eine tolle Atmosphäre – ich könnte das nie so einfangen.“ Das begründet sich vor allem darin, dass ich bisher oft einfach den Schwarz-Weiß Filter drüber geklatscht habe und dann sehr enttäuscht war, wenn das alles nicht so aussah, wie ich es mir erhofft hatte.

Was ich nicht verstanden hatte, war…

… dass es bei der Schwarz-Weiß-Fotografie nicht nur darum geht einfach die Sättigung runter zu regeln. Wie bei jedem anderen Bild, muss auch hier die Bildkomposition, der Bildaufbau stimmen, damit es wirkt. Es reicht auf jeden Fall nicht, einfach alles blind abzulichten, weil in Schwarz-Weiß ja ohnehin alles edel und besonders aussieht. Kaum zu glauben, aber früher war meine Einstellung so.

Aber warum wirkt Schwarz-Weiß?

Früher als der Fotofilm nur schwarz-weiß aufnehmen konnte, waren Kameras fast unbezahlbar und jedes Bild unwahrscheinlich wertvoll. Niemand wäre je auf die Idee gekommen 247 verschiedene Fotos mit 136 unterschiedlichen Posen zu machen, nur damit vielleicht eines dabei ist, dass #instalike genug ist – dafür waren die Filme einfach zu kostbar.

Die Fotografen damals arbeiteten sehr wohlüberlegt. Jedes Bild war etwas Besonderes. Und genau das ist es, was wir auch heute noch mit Schwarz-Weiß Aufnahmen verbinden: das Gefühl, etwas Besonderes zu sehen. Darum übt diese Art der Fotografie so eine starke Wirkung auf uns aus.

Diese Bildwirkung können wir uns zu nutze machen

Ja ich gehöre zu den Menschen, die die Stimmung eines Bildes sehr mit den dargestellten Farben in Verbindung bringen. Nun ich will nicht lügen, manchmal ist da einfach nichts rauszuholen, manchmal ist es einfach langweilig. Ich gebe dir ein kleines Beispiel:

Die Nikolaikirche und das alte Rathaus in Stralsund sind ein viel fotografiertes Motiv. Ich gehe jeden Tag daran vorbei und jeden Sommer landet dieses Motiv, so oder so ähnlich, in den Kameraspeichern tausender (Hobby-)Fotografen. Als ich dieses Foto machte, war es mein einziges Ziel nicht einer von vielen zu sein.

Du siehst schon, farblich passiert da nicht sonderlich viel: ein bisschen Himmel mit Wolken und Sonne, roter Backstein… das wars. Man hätte vielleicht noch die grünen Turmspitzen später in der Nachbearbeitung mehr betonen können, aber mir war recht schnell klar, dass das nicht so funktioniert, wie ich mir das vorstellte.

Und so machte ich mir die WIRKUNG von SCHWARZ-WEISS zu nutze. Wir erinnern uns – das Gefühl etwas Besonderes zu sehen.

So kann man ganz gezielt die Aufmerksamkeit auf etwas lenken, dass unter anderen Umständen vielleicht übersehen worden wäre.

Umso wichtiger ist es, mit den Bildern auch wirklich etwas zeigen zu wollen.

Also nicht einfach wild drauf los knipsen und hoffen, dass das schon irgendwie klappt. Sondern sich bewusst mit dem Bild auseinander setzen, sich Zeit nehmen – wie die Fotografen früher.

Wie ist der Bildaufbau? Wie kann ich das, was ich zeigen möchte, auch wirklich darstellen? Hat das Bild Tiefe? Hat es einen Vorder-, Mittel- und einen Hintergrund. Auf was soll das Bild aufmerksam machen?

Bewusster Fotografieren ist hier der Schlüssel

Schwarz-Weiß ist also nicht nur die Möglichkeit seine Bilder in ein neues Licht zu rücken, sondern vor allem auch um den fotografischen Blick zu üben. Heißt Motive sehen lernen, Bildaufbau bewusst wahrnehmen und gezielt einsetzen. Sich ganz im Klaren darüber zu sein, was einem Bild eine gewisse Tiefe verleiht und was nicht. Wenn wir durch Farbgebung nicht mehr abgelenkt werden, ist es umso wichtiger sich mit dem grafischen Aufbau zu beschäftigen.

Mir hat es wahnsinnig Spaß gemacht, mich meinen Fotos auf diese Art und Weise anzunähern und ich habe mich so sehr intensiv mit meinem Bildaufbau beschäftigen können! Vielleicht gibt es dir ja auch eine neue Sichtweise auf deine Art zu fotografieren.

Probiere es gerne aus und gib‘ mir Bescheid, wie es gelaufen ist!

Bis dahin alles Liebe,

deine Stephie!